Positives Jahresergebnis schafft gute Ausgangsbasis für die kommenden Jahre

Wirkungsbericht 2016

Seit einem Jahr profitieren Menschen mit Behinderung oder seelischer Erkrankung von den vielfältigen Inklusionsangeboten von Campus Mensch. Die enge Zusammenarbeit der beteiligten Firmen GWW-Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten, Femos, 1a Zugang Beratungsgesellschaft und der Stiftung Zenit soll den betroffenen Personen einen passenden Platz in der Gesellschaft ermöglichen. In vielen Bereichen des Alltags, wie Bildung, Arbeit, Tagesbetreuung und Wohnen, stehen in den Landkreisen Böblingen und Calw eine Vielzahl individueller Angebote zur Verfügung. Nun hat Campus Mensch seinen Jahresbericht 2016 vorgelegt.

Gemeinsam bieten die Unternehmen zusammen mit der Stiftung verschiedene Wege für Menschen mit Behinderung am Alltagsleben teilzunehmen. „Wir möchten allen die passende Unterstützung bieten“, erklärt Andrea Stratmann, Geschäftsführerin der GWW und Vorständin der Stiftung Zenit, „und dazu eignet sich die durchlässige Struktur der beteiligten Firmen besonders gut.“ Dies wird beim Projekt „Chancen durch Vielfalt“ besonders deutlich. Zusammen mit dem Inklusionsunternehmen 1a Zugang und weiteren Kooperationspartnern entwickelt die Stiftung Zenit mit Unterstützung des Sozialministeriums einen Leitfaden zur Entwicklung von Qualifizierungsbausteinen für Menschen mit Behinderung. Diese Bausteine sollen die Qualifizierung der betroffenen Personen auf anerkannte Berufe und die Inklusion auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen. An das Berufsbild Fachkraft für Lager-Logistik angelehnte Qualifizierungsbausteine wurden dann mit sechs Menschen mit Behinderung im Logistikbereich der GWW erfolgreich getestet. „Das ist gelebte Inklusion und vorbildhaft für unsere Gesellschaft“, freut sich der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der GWW ist. Der abschließende Leitfaden wird 2017 im Rahmen eines Fachtags einer größeren Fachöffentlichkeit vorgestellt. „Nur durch diese Campus Struktur können wir auf kurzen Wegen solche guten Lösungen für Menschen mit Behinderung erreichen“, ist sich Stratmann sicher. „Die Firmenkooperation soll dabei bewusst offen sein für das Engagement weiterer Firmen und weiterer Kooperationen.“


Nicht nur ihre Wirkung im Verbund erzielt gute Ergebnisse, auch die einzelnen Firmen können auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken. Eine Umsatzsteigerung von über 4 Mio. € gegenüber dem Vorjahr beschert der GWW ein positives Jahresergebnis von 1,3 Mio. €. Durch eine gute Auftragslage konnte an einzelnen Standorten Arbeitsplätze im Bereich der Montage, der Prüfung und der Logistik geschaffen werden. Insbesondere um weiteren erhöhten Kundenumfängen gerecht zu werden, wird 2017 ein neues GWW-Werk in Althengstett eröffnet. An diesem Standort sollen zwölf Menschen mit Behinderung sowie drei Personalkräfte Beschäftigung finden. „Das Geschäftsergebnis der GWW zeigt wieder eindrücklich: Die Menschen, die für die GWW arbeiten, leisten einen wertvollen Beitrag für die Wirtschaft der Landkreise Böblingen und Calw. Mit dem vielfältigen Angebot schafft es die GWW unternehmerisch zu überzeugen und gleichzeitig sozialverträgliche Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen zu schaffen“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Landrat Bernhard. Dabei fällt es der GWW nicht immer leicht, passende Tätigkeiten für die beschäftigten Menschen zu finden. „Wir müssen teilweise komplexe Aufgaben in kleine Einzelschritte zergliedern, damit möglichst viele Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten daran arbeiten können. Nicht zuletzt versuchen wir in diesem Zusammenhang die Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0 für unseren Personenkreis zu erschließen“, berichtet die Geschäftsführerin über die ständigen Weiterentwicklungen im Unternehmen.

Dazu gehört auch der Ausbau von Wohnangeboten. „Immer mehr Personen wollen so selbstständig wie möglich leben. Das unterstützen wir natürlich und hat zur Folge, dass sich die Struktur der Wohnangebote deutlich ins Ambulant Betreute Wohnen verlagert“ weiß Stratmann zu berichten. So haben sich die Zahlen der ambulanten Betreuung in den vergangenen 10 Jahren verdreifacht während das stationäre Wohnangebot im selben Zeitraum nur um 30 Prozent zunahm. Die Herausforderung für die kommenden Jahre wird darin bestehen, ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu finden. Der Calwer Landrat Helmut Riegger betont die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der GWW und den Kreisen und lobt die Bereitschaft des Trägers auf allen Ebenen Verantwortung für Menschen mit Behinderung zu übernehmen. „Wir wissen es zu schätzen dass die GWW nicht nur im Bereich der Beschäftigung sondern auch bei Beratungs- und Wohnangeboten Bedarfe erkennt und kurzfristig flexible Lösungsvorschläge unterbreitet.“

 

Auch die beiden Inklusionsunternehmen Femos und 1a Zugang Beratungsgesellschaft sind mit ihrem Jahresergebnis zufrieden. Beide Stiftungsunternehmen beschäftigen Menschen mit Behinderung unter Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarkts. 84 der 154 Femos-Arbeitsplätze in den Bereichen Montage und Einzelhandel, wie in den CAP-Märkten und der Möbelhalle in Böblingen sind mit Menschen mit Behinderungen besetzt. 1a Zugang begleitete 2016 über 30 Menschen mit Behinderung auf Arbeitsplätzen und Praktika in verschiedenen Firmen. „Durch dieses Vorgehen schaffen wir eine gute Basis für einen möglichen Übergang behinderter Menschen aus der Werkstatt in einen Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarktes“, erklärt 1a Zugang Geschäftsführer Markus Metz. In deren zweiten Geschäftsfeld capito setzen die beschäftigten Menschen mit Behinderung ihre eigenen Erfahrungen als Experten zur Reduzierung von Barrieren ein. Unter anderem helfen sie komplexe Texte in verständliche Sprache zu übersetzen – eine willkommene Unterstützung für Menschen mit Behinderung oder auch mit Migrationshintergrund.